Kontraste in der Vorweihnachtszeit

Zunächst völlig unbemerkt wurden die Besucher des Kirchenkonzertes des Havixbecker Blasorchesters von 1878 e.V. gleich zu Beginn in das Venedig des 16. Jahrhunderts – das damals musikalische Zentrum Europas – entführt. Ähnlich der venezianischen Wertigkeit hatte sich das Orchester aufgeteilt und empfing das Publikum nicht wie üblich aus dem Altarraum heraus. Unter dem Thema „Kontraste“ bestritten die Musiker einen kleinen Wettkampf der Blechinstrumente auf der einen Seite des Kirchenschiffes und der Holzbläser auf der anderen Seite. Angelehnt war das Arrangement an die Komposition „Sonata Nr. XIII“ von Giovanni Gabrieli in der Markuskirche in Venedig.

Schnell aber verließ das Orchester unter Leitung von Dirigent Dirk Annema die Vergangenheit und reiste musikalisch ins 21. Jahrhundert. Zunächst ging die Reise nach Japan. Mit dem Stück „The Sun will Rise again“ von Philip Sparke wurde in der St.-Dionysius-Kirche an die Opfer der Katastrophe von Fukushima im Jahr 2011 erinnert. Noch mehr Gänsehaut erzeugte das Blasorchester anlässlich des 100. Jahrestages des Ersten Weltkrieges mit dem Ausschnitt „Benedictus“ aus dem Werk „The Armed Man“ von Karl Jenkins. Besonders beeindruckte Reinhold Schulte mit seinem Euphonium-Solo. Tief ergriffen sannen die Zuhörer der Musik nach.

Anschließend präsentierte das Orchester eine Symphonie aus zwei Sätzen: „Give Us This Day“ von David Maslanka. „Der erste Satz ist eher sehr meditativ, fast schon spirituell – da können Sie sich auf Ihre Gefühlsebene einlassen. Im zweiten Satz geht es eher rasanter zu – es kommt zu dramatischen Gefühlsexplosionen“, lud Barbara Hettlich, die durch das gesamte Konzert mit inspirierenden Gedanken und vielen Hintergrundinformationen führte, dazu ein, sich auf das Stück einzulassen. Eine besondere Ehre galt an diesem Abend auch Gudrun Neiteler, erste Klarinettistin des Orchesters, denn sie hatte sich durch ein extra schwieriges Solo in diesem Stück zu kämpfen.

Es folgte der nächste berühmte musikalische Kon­trast mit einem Arrangement von Michael Brown von Leonard Cohens „Hallelujah“. Anschließend wurde das Publikum in eine populäre Märchenwelt entführt. „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ von Karel Svoboda versetzte alle schon in Weihnachtsstimmung.
Das, wie Hettlich darstellte, „heldenhafte Ende“ des Konzertes bildete ein weiterer Wettkampf der Instrumente: die Rhapsodie „Tournament“.

„Uns hat es mal wieder wahnsinnig Spaß gemacht. Und Ihre Gesichter zeigen uns, dass es uns gelungen ist, eine besinnliche Atmosphäre in die kühle Vorweihnachtszeit zu bringen“, zeigte sich Martin Rölver, erster Vorsitzender des Orchesters, begeistert und dankbar für den zahlreichen Applaus. Einen besonderen Dank richtete er an Dirk Annema für seine professionelle Führung und die tolle Programmzusammenstellung und an Barbara Hettlich für ihre Moderation. Weiter dankte er den Konzertbesuchern für ihre Spenden, mit denen ein eigenes Schlagzeug für das Blasorchester angeschafft werden soll.
Mit einer individuellen Interpretation von „Der Mond ist aufgegangen“ von Jacob de Haan, bei der die Musiker auch ihre Gesangskünste unter Beweis stellten, verabschiedete das Orchester sein Publikum.

Aus dem WN-Bericht vom 03.12.2018
https://www.wn.de/Muensterland/Kreis-Coesfeld/Havixbeck/3568620-Blasorchester-Havixbeck-Kontraste-in-der-Vorweihnachtszeit

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