Im Rausch von Empfindungen
Quellen: Text von DieterKlein, Nottuln, WN-Bericht vom 11.04.2011
und eigene Bilder, weitere folgen noch
Havixbeck – Das Beste zuerst: Timor Oliver Chadik bleibt!
Das Havixbecker Blasorchester behält nun doch seinen sympathischen und – vor allem – brillanten Dirigenten. Vorsitzender Georg Mertens verkündete die freudige Nachricht, die er selbst erst kurz zuvor erfahren hatte.
„Timor Oliver Chadik bleibt nun doch beim Luftwaffen-Musikkorps III in Münster und wird nicht, wie geplant, als Springer in ganz Deutschland eingesetzt. Er hat uns angeboten, das Blasorchester in Havixbeck ein weiteres Jahr zu leiten. Unser Dank gilt ihm wie Christian Topp, der sich bereiterklärt hatte, das Orchester zu übernehmen“, erklärte Georg Mertens.
Damit nicht genug, brachte der Dirigent doch mit Jürgen Kötting einen Saxofonisten aus seinem Musikkorps mit, dessen einmalige Instrumentaltechnik in vieler Hinsicht an den wohl größten Jazz-Saxofonisten aller Zeiten, Charly „The Bird“ Parker, erinnerte. Als brillanter Solist in Alfred Reeds „Ballade für Altsaxofon“ oder in Iturraldes „Pequenna Csarda“ feierten ihn die vielen Besucher mit stehenden Ovationen.
Doch auch dem übrigen Orchester war anzumerken, dass ihm eine gesicherte Zukunft auf höchstem Niveau zukommt. In selten gehörter Takttreue und in wenig erlebter musischer Choreographie spielten die Musiker sich und ihr dankbares Publikum in einen wahren Rausch von Empfindungen.
Bestes Beispiel dafür war das Arrangement des jungen Belgiers Bert Appermont in „Jericho“. Wie sehr das große Orchester zu einem feinnervigen Klangkörper verschmolz, wurde in diesem Stück, das den Zug der geschlagenen Israeliten zur besetzten Stadt Jericho (Buch Josua) beschreibt, besonders deutlich. Erst die pastellfarbenen, geradezu träumerisch traurigen Empfindungen des Volks auf seinem Weg. Dann das Kriegsgeschrei, die Trompeten von Jericho, der Einsturz der Mauern und dann wieder die sanft beschwingte Freude der Sieger – das ging schlicht unter die Haut, das war biblische Geschichte selbst erlebt.
Dem setzte Timor Oliver Chadik mit Warren Bakers „Broadway Showstoppers“ den glitzernden, ewig pulsierenden New Yorker Prachtboulevard entgegen. Mal mit grellen Streisand-Melodien, mal mit schwungvoll arrangierten Musicalauszügen.
Damit es nicht nur bei amerikanischen oder spanisch-ungarischen Kompositionen bliebt, legte das Orchester ein Medley bekannter deutscher Schlager und Ohrwürmer auf. Von der „Schwäb´schen Eisenbahn“ bis „Ännchen von Tharau“ – zackig verquirlt von dem Siegburger Walter Ratzek (ein Kollege Chadiks bei der Bundeswehr) ein Spaßmoment.
Mit „Nessun dorma“ als Zugabe, dem Lied, mit dem der Londononer Handyverkäufer Paul Pott vor Jahren über Nacht Weltruhm erlangte, setzte das Blasorchester einen zusätzlichen Stern an den eh schon übervollen musikalischen Sternenhimmel über Havixbeck.