17.03.2013 Frühjahrskozert im „Winter“

Bericht und Bild von Dieter Klein, WN, 19.03.2013

Was für ein Konzert! Was für ein Einstand für Christian Topp, den neuen Dirigenten des Blasorchesters Havixbeck.

Die vielen Hundert Gäste beim Frühlingskonzert am Sonntagnachmittag in der Zweifachsporthalle waren begeistert.

So sehr, dass sie schon in der Pause den Musikern auf die Schultern klopften und ihnen einen grandiosen Erfolg beim fünften Deutschen Musikwettbewerb prophezeiten, der im Mai in Chemnitz stattfindet.

Es war aber auch zu schön. Draußen pfiff der nasskalte Wind, drinnen schmeichelte ein musikalisch lindes Frühlingslüftchen. So ließ schon die Eröffnung mit „A little opening“, einer Thiemo-Kraas-Komposition, erkennen, auf welch hohem Niveau die Musiker ihr Programm angesetzt hatten.

Mit voluminösem Klangkörper ließ das Orchester der ganzen aufgestauten Vorfreude nach den vielen intensiven Proben endlich freien Lauf. Das alles klang nach allerhöchster Konzentration, gepaart mit Momenten der Ausgeglichenheit und Ruhe.

Als wüssten die Musiker, dass sie das richtig gut gemacht haben, setzten sie mit „Rejouissance“ von James Curnow den nächsten konzertant-symphonischen Glanzpunkt. Denn hinter diesem Titel versteckt sich der von Luther komponierte Choral „Eine feste Burg ist unser Gott“. Ein Werk, das vom Orchester mit großer Lebensfreude und Strahlkraft präsentiert wurde.

Die Musiker fanden auch Wege, die symphonischen Instrumente, von den Waldhörnern und Klarinetten bis zu den beiden Oboen, immer wieder in bescheidener und doch unüberhörbarer Form gegen die Rhythmiker und den Überhang an Trompeten und Posaunen einzuflechten. So entstanden musikalische Kunstwerke, die die beiden Komponisten John Williams und Philip Sparke in „Hymn to the Fallen“ eingebracht haben. Es handelt sich um die Film-Titelmusik mit ihrer ganzen grausamen Größe und aller Schwermut, die „Der Soldat James Ryan“ am Friedhof von St. Laurent sur Mer nahe dem Schlachtfeld von Omaha Beach hört. Musik zum Frieren.

Mit dem nächsten Beitrag, der „Toccata“ von Girolamo Frescobaldi und Earl Stockum, wollen die Havixbecker in Chemnitz punkten. Müssen sie auch, denn es ist ihr Pflichtstück. Doch wer die Komposition am Sonntag in ihrer opulenten Barockpracht erlebt hat, wer hören konnte, wie die Musik wasserkaskadengleich mal schwer, mal plätschernd herabrieselte, zweifelte keinen Moment daran, dass sie das schaffen werden.

Die Begeisterung über die keltischen Mythen, die der junge deutsche Komponist Rolf Rudin in seine „Tore der Sonne“ hineinkomponiert hat, klang nicht weniger tiefgehend. Da spiegelten sich Farben in Klangräumen, wurden Gedanken an feine Sonnenstrahlen im Morgendunst wach, bis sie im Stakkato des Drummers die Dunkelheit besiegt haben. Beifall über Beifall lohnte diese große Musikkunst.

Der thematische Wechsel danach war wohl geplant. Denn es ging an den Broadway, zum Musical und zum Film. Überschwänglich, verlockend. Ein Reigen von schwarz-weißem Film und heißem Jazz, der dann über Lehars schmusigem „Operetten-Vilia“ im „King Cotton March“ an einem gefühlt großen Nachmittag zu Ende ging.

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